Als wir nach dem diesjährigen Eier mit Speck Festival unserer Wege gingen, stand die NL-Tour zumindest für einen von uns beiden bereits fest. Diese sollte übrigens in den Niederlanden stattfinden! Wie ich eine der Shows in meinen Terminkalender integriere, war damals noch nicht klar. Inzwischen bin ich übrigens ein großer Freund davon, meine Wochenenden nicht 2,5 Jahre im Voraus zu verplanen, wie es 99% meiner sozialen Kontakte praktizieren.
Bei Konzerten ist dies unter Umständen notwendigerweise nötig von der Notwendigkeit her, da es selten passiert, dass sich Künstler, Veranstalter, Fans und Techniker spontan in der Stadt treffen und vereinbaren ein Konzert am gleichen Abend zu veranstalten. Wie dem auch sei! Ich trage mir auf jeden Fall schon am letzten Juliwochenende 2019 die Tim Vantol Shows in den Niederlanden in meinen Kalender und hoffe, dass weder Grippewelle noch Familienfeier meinen Plan sabotiert.
Ein Konzert findet in Eindhoven statt - Dies muss ein sehr bekannter Stadtteil von Holland sein, da ich schon mal davon gehört hab (dieser geilsten Stadt der Welt, ihr wisst schon...). Glücklicherweise liegt Holland in der Nähe von Düsseldorf, sodass ich mich für die Eindhoven Show mit Tim verabrede.
Da ich noch nie bewusst in Eindhoven war, entscheide ich mich zudem kurzerhand eine Nacht dort zu verbringen und das Konzert mit einer Stadtbesichtigung zu verbinden. Übrigens erfahre ich erst nach der Hotelbuchung von der „Dutch Design Week“, die an diesem Wochenende die Zimmerpreise in die Höhe katapultiert. Naja, irgendwatt is bekanntlich ja immer...
Die Fahrt nach Eindhoven hätte reibungsloser nicht laufen können und wieder fällt mir auf, dass ein generelles Tempolimit ganz erheblich zum entspannten Fahren beiträgt. Bereits in „SoCal“ USA wurde mir dies vor Kurzem eindrucksvoll vor Augen geführt, auch wenn dort andere Gefahren wie „drive-by-shootings“ lauern, was das entspannte Fahren mit Tempolimit sicherlich erheblich überkompensiert *Emoji mit aufgerissenen Augen*
In Eindhoven angekommen treffe ich auf eine Band, die aufgereiht am Tresen der Theater-Bar sitzt und gemütlich diniert. Die Location ist wundervoll. Ein langgezogener Raum, eine Bühne mit roten Samtvorhängen eine liebevoll gestaltete brandneue Backline der Band und ein Bühnenbackdrop des Hotels das großartig in die Szenerie passt. Nach liebevoller Begrüßungszeremonie werde ich von meinem Gepäck befreit und vertiefe mich mit Tim in Details der neuen Backline, während sein Essen an Temperatur verliert. Als das Essen dann endlich kalt war, lasse ich die Band in Ruhe zu Ende essen und bestelle mir im Foyer des Hotels einen frischen, feuerheiß zubereiteten Burger mit knusprigen belgischen Fritten - was sonst, wenn man schon mal in Holland ist.
Nach meinem Abendessen ist dann auch die Kasse des Theaters besetzt und ich teile dem netten Mann mit, dass ich auf der Gästeliste stehen müsste. Als ich nach meinem Namen gefragt werde, sage ich „Tim Vantol“. Er schaut in seine Liste und erst nach wenigen Sekunden scheint er zu bemerken, dass da was nicht stimmen kann. Kleine Scherze im Arbeitsalltag sind doch das Salz in der Suppe :)
Nachdem ich dann meinen echten Namen preisgegeben habe, werde ich etwas ungläubig gefragt, ob ich tatsächlich der persönliche Fotograf von Tim Vantol sei. Nach einem klaren „ja“ bekomme ich ein rotes Bändchen, mit dem ich mich überall frei bewegen darf. Der Backstageraum ist eine Mischung aus einem Friseursalon aus dem Film „Die Flodders“ und einem Dressingroom für Theaterschauspieler.
Ich fühle mich auf jeden Fall sehr wohl. Die Band bereitet sich auf die Show vor, ich vergreife mich an dem gut gefüllten Kühlschrank der Band und sammle meine 10.000 Kameras zusammen. Man könnte meinen, dass Weniger manchmal mehr ist, jedoch bin ich später sehr glücklich, auch die lichtstarken Objektive dabei zu haben.
Dies wird besonders bei den ersten fünf Songs deutlich. Das schummerige gelbe Licht und die braunen Gitarrenboxen verwandeln die Bühne in eine Szene mit schummerigem gelben Licht und braunen Gitarrenboxen. Dies ändert sich auch erstmal nicht, weil der Lichtmann vermutlich gleichzeitig auch der Doorman ist.
Erst ab Lied #6 erwacht die Lichtanlage aus dem Winterschlaf und dann bin ich mir ganz sicher: Der Lichtmann ist eigentlich Doorman - Zwar wechselt das Licht nun rhythmisch zum Takt der Songs, jedoch erinnert mich das eher an eine 80er Jahre Disko als an ein Konzert eines großartigen Singer-Songwriters. Dies tut der Show aber keinen Abbruch und so verbringe ich einen wundervollen Abend mit Freunden und herausragender Musik!
Nach der Show hängen wir noch eine Weile gemeinsam ab und singen gemeinsam Songs von Elton John und Chingy Featuring Ludacris And Snoop Dogg.
Als es dann ans Abbauen der Bühne geht, verabschiede ich mich schnell von allen, damit ich sie nicht bei der Arbeit störe ;-).
Sehr dankbar dafür, diese Momente für euch festhalten zu dürfen, wünsche ich euch nun einen erholsamen Sonntag.
p.s.: wer sich beim Konzert gefragt hat, wie der Fotograf lauthals die Texte mitsingen kann, sollte sich mal die Tonträger dieses Ausnahmekünstlers beschaffen und für das nächste Konzert die Texte lernen: