In letzter Zeit bin ich auffällig häufig in den Norden gefahren. Die A43 Wuppertal Richtung Münster kann ich so langsam nicht mehr sehen, besonders weil ich die A46 Düsseldorf Richtung Wuppertal fahren muss, um auf die 43 zu kommen. Zu meinem Ärgernis gibt es auf der A46 zwei exakt identisch aussehende und verlaufende Streckenabschnitte, die mir jedes einzelne Mal ein Déjà-vu verpassen (Wikipedia beschreibt ein Déjà-vu übrigens als „qualitative Gedächtnisstörung“ zur Info!). Sobald ich den ersten der beiden Streckenabschnitte erreiche, denke ich jedes mal: „Sensationell, bald bin ich schon auf der A43“. Ca. 15 Min. später merke ich: „FUCK! Dieser verfickte zweite Streckenabschnitt - jetzt bin ich aber gleich endlich auf der A43!“ Und jedes Mal ist es das Gleiche.
Naja, zumindest bin ich sehr gern’ im Norden unterwegs. Zuletzt zog es mich nach Münster zur skateAid Night und heute halt nach Bochum zu Itchy. Keine Ahnung, warum Herbert immer von „tief im Westen“ gesungen hat aber das muss wohl künstlerische Freiheit gewesen sein...
Ich bin heute sehr früh unterwegs, da ich mich von Crew und Band durch’s Equipment führen lasse.
Bevor die ganze Sache aber zu sehr in Arbeit ausartet, gibt’s erstmal zwei starke Tassen Kaffee für Panzer und mich.
Nach einem ca. 45 minütigen, sehr geselligen Plausch werde ich langsam unruhig und fühle mich, als müsste ich sinnvoll beim Aufbau unterstützen. Panzers Vorschlag hierzu lautet: „Trink mal lieber noch nen Kaffee, die machen das schon.“ Ich widerspreche lieber nicht und nehme zudem das überdimensionierte Catering in Augenschein. Ich denke mir: „Diese verdammten Rockstars lassen auch echt jeden Scheiß unter Gottes Sonne hier anrollen“ und erfahre zur Ehrenrettung der lieben Itchies, dass alle Bandmitglieder ein so reichhaltiges und schmackhaftes Buffet noch nie im Leben gesehen, geschweige denn gegessen oder bezahlt haben. Band und Crew feiern das Küchenpersonal auf diese Höchstleistung ab und bringen ihre Dankbarkeit über das tolle Essen auch später auf der Bühne noch zum Ausdruck. Auch die Tatsache, dass Sibbi sich vor seinen eigenen Körperausdünstungen ekelt und erschreckt, trübt die Freude über exotisch gewürzte Speisen scheinbar nicht.
Der Nachmittag vergeht wie im Flug. Zwischendurch gehe ich immer mal wieder meiner Arbeit nach und werde von Leuten überrascht, die nicht ihrer Arbeit nachgehen:
Später erörtern wir in großer Runde noch die komplexen Signalwege der Itchy-Bühnentechnik, philosophieren über Sounds und die Punk-Credibility von Profiling-Amps. Wer in diesen Worten mehr erkennt als Bullshit-Bingo, dem sei die übernächste Tools4Music Ausgabe wärmstens ans Herz gelegt.
Als die Vorband ‚Call it Off‘ den Abend anheizt, freue ich mich über feinsten Melody-Punk und niederländische Akzente bei den Ansagen. Die halbe Stunde ist schneller vorbei als mir lieb ist und ich freue mich schon auf die nächste Show mit den Jungs in Köln in der Live Music Hall. An dieser Stelle ganz herzliche Grüße an die Band: Het was een heel lekker concertje!
Die Itchy Show macht wie immer großen Spaß! Zwar hat das Licht-Setting auf der Bühne für Fotografen seine Tücken aber einfach kann ja jeder. Das Konzert wird zwischendurch kurz unterbrochen von einem Heiratsantrag. Die Auserwählte nimmt das Angebot per Handschlag an und bedankt sich beim Antragsteller. Anschließend wird die Show fortgesetzt. In Zukunft will die Band auch Scheidungsanträge geschickt ins Programm einbauen, um zusätzliche Spannungsmomente zu erzielen. Ich vermute mal, dass die Schwaben hier noch ein verlockendes Business wittern.
Nach der Show sind alle erschöpft, doch die Arbeit ist noch nicht vorbei. Ich scheuche die Band Richtung Catering, um ein gemeinsames Foto zu erstellen. Sibbis Idee eine angeschnittene Ananas und eine halbe Bananenstaude mit auf’s Bild zu nehmen verbreitet Zustimmung und Anerkennung für diese tolle Idee.
Damit entlasse ich die Band in den wohlverdienten Feierabend und fahre erschöpft und entspannt Richtung Süden nach Düsseldorf.
Danke Itchy & Crew für den netten Tag
-Tönni-