„Sommerkultur Festivität an der Heinrich Heine Universität zu Düsseldorf“ würde die Veranstaltung wohl heißen, wenn statt Punk neuste Yachten von Warwick, C.Boat und Co dem Elite-Nachwuchs serviert würden. Aber zum Glück heißt es am Freitag den 15. Juni 2018: Sommerkult Festival der HHU! Und neben nem veganen Döner wird feinster Punk aus Eislingen an der Fils serviert. So will ich das sehen!
Deutsche Campinos (oder wie war noch mal die Mehrzahl von Campus) sind mir leider sehr fremd. Mein Studium in den Niederlanden war weniger geprägt von weitläufigen Grünflächen, historischen Gebäuden und dem Geist der ehrwürdigen Wissenschaft sondern mehr von Fleischrollen, Bitterballen und Kipcorn und dem damit einhergehenden Duft in einem Siebzigerjahregebäude. Studierende pendelten damals zu meiner Uni, wir hatten Quartester (sprich ca. alle 10-12 Wochen Klausuren) und eine 50 Stunden Woche, was die Frage nach Studentenparties obsolet macht.
Mit dem Hintergrund und ca. 15 kg Gepäck fahre ich per U-Bahn Richtung Uni Düsseldorf, die ich bisher nur punktuell kennengelernt habe. Als ich aussteige laufe ich intuitiv der größten Menschenansammlung (es waren 5 Personen, die zielstrebig irgendwohin liefen) hinterher, in dem Glauben, sie würden mich zum Festival führen. Als diese fünf Personen sich nach zehnminütigem Fußmarsch sternförmig aufteilten, habe ich keinen Anhaltspunkt mehr und frage ein Mädel, das mir gerade entgegen kommt:
„Sag mal, kannst du mir sagen, wie ich zum Parkplatz P2 komme?“
„Ähh, nee, warum?“
„Da müsste eigentlich diese Party sein“
„Party??“
„Dieses Festival“
„Ah, stimmt, ich glaube irgendwas ist hier heute irgendwo, aber frag mich nicht, wo das ist!“
Ok, frage ich mich halt weiter durch... Nach weiteren zwei Fehlversuchen und dem Fakt, dass es keine Wegweiser gibt, komme ich zu dem Schluss, dass die Festival-Veranstalter sicherlich nicht Marketing studieren. Irgendwann treffe ich auf einen vertrauenswürdigen Raucher, der mich zielsicher in die Richtung schickt, aus der ich gerade gekommen bin.
Endlich habe ich es tatsächlich geschafft und treffe auf Panzer, Max, Sibbi und Co. In der nächsten logischen Sekunde werde ich vom Veranstalter überdurchschnittlich freundlich und zuvorkommend begrüßt mit den Worten: “Ich bin heute euer Barkeeper! Wenn ihr irgendetwas benötigt, sagt einfach nur Bescheid!“
Das lasse ich mir nicht zweimal sagen und genehmige mir ein kühles Pils in der Sonne. Ich kann verraten, dass es an dem Abend nicht das letzte Hopfenkaltgetränk sein wird. Dies hat maßgeblich mit dem zuvorkommenden Service und der Freundlichkeit der Mitarbeiter zu tun. Das Problem an der Sache: Ab jetzt will ich nie wieder schlechter umsorgt werden! Das ist tatsächlich ein Problem, denn während ich diese Zeilen hier auf der Couch schreibe, wurde ich nicht ein einziges Mal gefragt, ob ich noch etwas trinken möchte! - An der Uni wäre ich in diesem Zeitraum sicherlich bereits dreimal gefragt worden und ich hätte jedes Mal gesagt: „aber selbstverständlich!“
Die Bühne ist heute fußläufig (schönen Gruß an dieser Stelle an die Mädels von Ocean Care) ca. 4,5 Minuten vom Backstage entfernt. Von der groben Richtung betrachtet ist dies tatsächlich hinter der Bühne, trotzdem versuche ich zusätzliche, unnötige Laufwege zu vermeiden, damit meine Kalorienbilanz nicht aus Versehen ins negative kippt. Um sicher zu gehen, halte ich mich zusätzlich erstmal an die Band und das Catering (in umgekehrter Priorisierung der Reihenfolge).
Abgelenkt von netten Gesprächen mit dem Sicherheitspersonal (warum sind hier eigentlich alle so nett?), frage ich mich irgendwann, wo denn die Band steckt. Nachgelagerte Recherchen ergaben folgendes Bild: Sibbi übt heimlich, Max baut wie üblich die Trommeln auf und Panzer sucht Sibbi, weil er die Vermutung hatte, dass dieser heimlich übt. Zwischendurch erwische ich noch den ein oder anderen Teil beim WM schauen bzw. beim aktualisieren des Browsers, um WM schauen zu können.
Irgendwann schlägt dann doch die Stunde der Wahrheit und wir finden uns pünktlich wenige Meter hinter der Bühne ein. Spätestens jetzt werden alle Irritationen bzgl. fehlerhafter WM Übertragung, heimlichem Übens oder defekten Bass-Boxen ignoriert und man wiegt sich in sicherem Glauben professioneller Routine. Zum Glück kann Glaube Berge versetzen!
Bereits im Zakk haben wir vor wenigen Wochen erfahren, dass Düsseldorfer sich bei Itchy-Konzerten von der besten Seite zeigen. So auch heute! Hier wird gelacht, geschrien, gesprungen und getanzt. Bengalos hüllen das Publikum und ein Pferd in eine Rauchwolke und einen anschließenden Asche-Regen ein und Keinen scheint es zu stören. Danke an meine Heimatstadt! So wird’s gemacht!
Hier ist meine Sicht auf die Dinge:
p.s.: Zum Teil bahnbrechenden Scheiß gibt es übrigens auf meinem Instagram-Account unter sebastiantoenissen - Lasst gern mal von euch hören, wie ihr den Abend erlebt habt!